Initiative “Stolpersteine in Karben”
Stolpersteine in Rendel
Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus: Übersicht (Zeittafel) >hier
Obergasse 12
Hier wohnte Lea Weinberg...
Bericht der “Frankfurter Neue Presse” am 19.07.2007
(von Susanne Krejcik)
Lea Weinberg wurde als Lea Grünebaum am
8. Juli 1869 in Rendel geboren. Am 12. Juli
1889 heiratete sie Benzian Weinberg, der aus
dem Raum Kassel stammte. Das Ehepaar
wohnte in der Rendeler Obergasse 12. Lea
Weinberg betrieb eine Nähschule, in der sie
Kinder aus Rendel und benachbarten Orten im
Nähen unterrichtete. Für die Mädchen im Dorf
nähte sie beim Erntedankfest die Dirndl.
Daran erinnert sich Enkelin Lilli, die in Rendel
lebt und mit Karl Schneider verheiratet ist,
Sohn des ehemaligen Bürgermeisters von
Rendel, Philipp Schneider. Ihre Schwester
Gisela lebt in Kanada.
Ihr Opa Benzian Weinberg, der als Makler
tätig war, galt in Rendel als geachteter Mann.
„Ein guter Gesellschafter und
Gelegenheitsdichter“ sei er gewesen, habe an
Karneval mit Büttenreden brilliert, und alte
Rendeler erinnerten sich, dass er bei
Fastnachtsumzügen auf einem Pferd mitgeritten sei. Zudem sei er im TV Rendel sowie im Gesangverein
„Liederkranz“ aktiv gewesen, sein Lieblingslied soll „Der Postillon von Lonjumeau“ gewesen sein.
Diese Informationen stammen aus dem Artikel „Die Rendeler Juden und ihre Schicksale“ aus Karbener Heft
Nummer eins von 1974. Autor Helmut Heide war seinerzeit Gründer und Vorsitzender der Historischen
Kommission der Stadt Karben.
Benzian Weinberg starb wahrscheinlich schon vor 1914. Wilhelm und Irene sind die beiden Kinder des
Ehepaares Weinberg. Wilhelm wurde als Unteroffizier im kaiserlichen Garderegiment im Ersten Weltkrieg mit
dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und fiel kurz vor Kriegsende in Frankreich. Irene heiratete Wilhelm Gruner,
einen Landwirt christlichen Glaubens. Dennoch sollte sie im Februar 1945 deportiert werden. Der Gendarm
von Groß-Karben, Reifschneider, habe sie am Abend zuvor gewarnt und ihr den Tipp gegeben, sich ein
ärztliches Attest ausstellen zu lassen. Irene Gruner befolgte diesen Rat, ging gleich am nächsten Morgen zum
Arzt, wurde von Doktor Paul Henrici für „nicht transportfähig“ erklärt und entging somit wenige Monate vor
Kriegsende der Deportation.
Am 15. September 1942 kam die Geheime Staatspolizei (Gestapo) wie in andere hessische Orte auch nach Groß-
Karben und Rendel. An diesem Tag wurde Lea Weinberg aus dem Haus ihrer Tochter Irene in der Untergasse 3
abgeholt. Auf einem Laster wurde sie gemeinsam mit weiteren jüdischen Menschen aus Büdesheim zur
Augustiner-Schule nach Friedberg gebracht. Von dort ging es in ein zentrales Sammellager nach Darmstadt.
Am 27. September 1942 wurde Lea Weinberg mit weiteren fünf Kärber Juden in einem Zug mit insgesamt 1288
Menschen in das Ghetto Theresienstadt bei Prag deportiert. Dort starb sie am 10. Dezember 1942 im Alter von
73 Jahren.
Seit 1994 erinnert die „Lea-Weinberg-Straße“ im „Neubaugebiet Fuhrweg“ in Rendel.
Weitere Informationen:
"Juden in Rendel“ >hier